Schiffsfriedhöfe in Bangladesch

Die Praxis, ausgediente Schiffe an Land zu ziehen und sie dort zu zerlegen, auch „Beaching“ genannt, wird in Bangladesch sozusagen als Recycling gepriesen, da alle Schiffsteile weitergegeben werden und der übrige Stahl am Ende eingeschmolzen wird. Dies geschieht jedoch auf Kosten des Lebens der Arbeiter, die hier unter lebensgefährlichen, teilweise giftigen Bedingungen Profite für Banken und Großunternehmen erwirtschaften.

DIE ARBEITER

  • Wohl eine halbe Million Menschen in Bangladesch lebt vom Zerlegen, Verkaufen und Weiterverarbeiten der ausgedienten Schiffe (inkl. abhängige Familienmitglieder)
  • bis zu einem Viertel der Arbeiter minderjährig
  • 95% der Beschäftigten stammen aus den ärmsten Provinzen Bangladeschs
  •  Feldarbeiter, die während der Trockenzeit etwas dazuverdienen müssen, um ihren Familien in den Dörfern das Überleben zu sichern

bangladesh

DIE ARBEITSBEDINGUNGEN

  • Tagelöhner bekommen rund 2 Euro, der Monatslohn summiert sich auf umgerechnet 130 Euro
  • Für Essen und Schlafplätze wird den Wanderarbeitern Geld abgezogen. So bleiben sie in totaler Abhängigkeit.
  • praktisch ungeschützter Umgang mit tonnenschweren Teilen
  • Vergiftungen durch Asbest, Schweröl und andere Chemikalien
  • Hitzeschlag, Herzschlag, Dehydration (während des Schweißens werden die Rümpfe gut 60 Grad heiß)
  • Verlust von Gliedmaßen, Erschlagen durch stürzende Stahlteile
  • Ohne Atemmaske Schmelzen von Kabeln, um Kupfer zu gewinnen
  • Immer wieder Explosionen im Schiffsrumpf, wenn Arbeiter mit Schweißgeräten auf Gasreste in einem Rohr stoßen
  • teilweise sieben Explosionen binnen eines Jahres
  • Laut Weltbank 1200 tote Werftarbeiter zwischen 1989 und 2010
  • Verletzungsrisiko liegt bei 88%
  • Werkzeuge: grobe Hämmer, Schweißkolben, Seile
  • Keine Helme oder Schutzkleidung, sondern FlipFlops (Stiefel blieben im Schlick stecken), nur leichte Bekleidung
  • Umweltverschmutzung: Öl, das nicht aufgefangen wird, fließt auf den Strand

DER PROFIT

  • Großbanken und regionale Banken finanzieren Abwrackdeals zu 80%
  • Politiker*innen verdienen durch Bestechung
  • Aus dem Schrott wird Billigstahl gekocht (rund die Hälfte des in Bangladesch produzierten Stahls) und weiterverkauft→Konsequenz: zusammenstürzende Brücken
  • Abnehmer der Schiffsteile: Reeder und Schiffsausrüster aus der ganzen Welt

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ein-schiffsfriedhof-in-bangladesch-13264543.html

https://www.theguardian.com/global-development/2017/dec/02/chittagong-shipbreaking-yards-legal-fight