Moderne Totenschiffe

 „Wer keine Papiere hat, ist auch kein Mensch“

 Moderne Totenschiffe gibt es überall

Ohne Papiere zu sein ist nach wie vor ein Verbrechen. Sich über Grenzen zu bewegen, ohne eine Existenzberechtigung nachweisen zu können, bedeutet Freiheitsberaubung und gnadenlose Repression. Die aktuellen Flucht- und Migrationsbewegungen münden für Millionen von Menschen in extremen Verhältnissen von Ausbeutung, die die Grenze zur Sklaverei überschreiten.

Das menschenunwürdige Leben und der Tod von Passlosen, Heimatlosen, Nichtgeborenen ist Nebenwirkung und Alltag auf den modernen Totenschiffen, die in allen Ländern der Welt segeln. Moderne „Totenschiffe“, auf denen rechtlose Menschen für das Kapital regelrecht verheizt werden, finden sich überall auf der Welt – so auch mitten in Europa. Es ist ein universelles Prinzip, das sich grenzen- und zeitlos immer wieder durchzusetzen scheint.

Dass sich Strukturen etablieren und Bereiche eröffnen können, in denen der Ausbeutung eines menschlichen Körpers nur noch durch dessen Tod eine Grenze gesetzt wird, entpuppt sich jedes Mal wieder als Produkt des Zusammenwirkens von staatlichen Restriktionen und unternehmerischem Kalkül.

Wer hier ihr Leben in Knechtschaft fristen muss, und wer daran verdient, kann nicht als Zufall begriffen werden. Es sind immer jene, die außerhalb des hegemonialen Systems sind oder geraten; Passlose, Überflüssige, Nicht-weiße, Arme, Leute, die am falschen Ort geboren wurden. Die Auswahl darüber wird jedoch in der gesamten Gesellschaft getroffen, die Linien, die nicht überschritten werden dürfen, ziehen wir alle.